„In fünf Jahren werden die Digitalisierung der Verbrauchserfassung und die Interpretation von Nachhaltigkeitskennzahlen normal sein.“
- Simon Szpyrka
Die Immobilienwirtschaft hat einen Bewusstseinswandel vollzogen: Wirklich jedes einzelne professionell gemanagte Unternehmen beschäftigt sich heutzutage intensiv mit der Nachhaltigkeit seiner Immobilien. Dabei ist das Thema natürlich nicht neu. Aber während früher häufig kostengetrieben agiert wurde, handelt man inzwischen eher aus Überzeugung. Man will nachhaltig sein. Man hat die Dringlichkeit erkannt.Und geht gemeinsam wichtige Herausforderungen an: In Arbeitskreisen wie beispielsweise dem ESG-Circle of Real Estate trifft sich die Branche, um Standards zu schaffen, insbesondere im Hinblick auf die Senkung des CO2-Ausstoßes bei Bestandsportfolios. Zwar liefern die Nachhaltigkeitsberichte von Immobilieneigentümern mittlerweile viele Anhaltswerte, die enorme Segmentierung in den Portfolios durch geografische Lage, Nutzungsarten, Baukörper, Altersklassen oder auch unterschiedliche Dienstleisterstrukturen erlaubt aber keinen Vergleich. So können 300 Kilowattstunden Stromverbrauch pro Quadratmeter pauschal ein durchaus guter Wert sein – oder auch nicht. Zudem ist allen Markteilnehmern klar: Nachhaltigkeit ist mehr als nur der CO2-Ausstoß. Zwar konzentriert sich die Branche derzeit noch stark auf das Thema Verbrauch – also CO2 respektive Strom, Gas und Wärme sowie Wasser und Abfall. Es ist aber aufgrund der hohen Dynamik davon auszugehen, dass sich neben Kennzahlen auf diesen Feldern auch ein weitergehender Nachhaltigkeits-Score entwickeln wird. Dieser umfasst sämtliche Säulen von Nachhaltigkeit – Stichwort ESG – und muss natürlich jeweils spezifisch auf die unterschiedlichen Asset-Klassen anwendbar sein. Treiber einer derartigen Entwicklung ist beispielsweise GRESB: Hierbei geht es um die ganzheitliche Betrachtung der Nachhaltigkeit, die eine ESG-Vergleichbarkeit von Immobilien innerhalb derselben Asset-Klasse ermöglicht. Meiner Meinung nach ist derzeit die Dynamik so groß wie noch nie.Daher dürften wir in spätestens fünf Jahren ein „New Normal“ auf den unterschiedlichsten Ebenen der Immobilienwirtschaft sehen: Unter anderem werden die Digitalisierung der Verbrauchserfassung und die daraus resultierenden Kennzahlen normal sein, hierfür lautet das Stichwort Smart Meter. Und neben Asset, Property und Facility Manager wird spätestens dann auch ein Nachhaltigkeitsmanager zum festen Bild der Branche gehören. Er interpretiert als interdisziplinärer Spezialist die relevanten Daten und leitet alle Prozesse und Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit ab. Die Anknüpfungspunkte des Nachhaltigkeitsmanagers finden sich dabei auf allen Stufen der Immobilienwertschöpfung – von der Planung und Projektentwicklung bis hin zum Betrieb. Ein Beispiel ist hier das Benchmarking und die Neuverhandlung von Lieferverträgen, siehe auch die nachfolgende Case Study. Der Nachhaltigkeitsmanager steuert grundsätzlich auch die relevanten Dienstleister bei der Umsetzung und denkt ausdrücklich über Landesgrenzen hinaus. Denn Immobilienportfolios sind ebenso länderübergreifend wie die Herausforderungen, vor denen wir alle stehen.